Die „Kings of Progressive Metal“ zum ersten Mal nach sieben Jahren wieder in Österreich. Eine kleine Sensation war es schon, als das Konzert im für Dream Theater Verhältnisse relativ kleinen Linzer Posthof bekannt gegeben wurde. Natürlich war der Gig nicht nur ob der langen Zeit des Darbens der österreichischen Fans schnell ausverkauft, es war auch der erste von nur einer Handvoll „An evening with...“ Shows, die während dieses sommerlichen, von Festival-Auftritten dominierten Parts der Octavarium Tour, stattfanden. Dementsprechend international war das Publikum. Musikalisch breit gefächert war es sowieso, schließlich verstehen es Dream Theater den adoleszenten Metal-Fan ebenso anzusprechen wie am technischen Aspekt der Darbietung interessierte Musiker und nach Bombast und Epen gierende Progheads. Sie alle sollten während der fast dreistündigen Show voll auf ihre Kosten kommen.
Nachdem die Band zu den Schlussakkorden von In The Name Of God die Bühne betreten hatte, donnerte sie wütend drauf los mit The Root Of All Evil. Bereits hier deutete sich an, dass James La Brie einen wirklich guten Tag erwischt hatte, sowohl stimmlich, als auch was seine Anheizerqualitäten betrifft. Der Sänger, oft als Schwachpunkt der Band betrachtet, erwies sich als echte Stimmungskanone. Er nutzte die Nähe des Publikums in der kleinen Halle zum ausgiebigen Abklatschen und Händeschütteln und animierte mit vollem Körpereinsatz zum Mitsingen, während die übrigen Musiker nur dem Bewegungsdrang ihrer Finger nachgaben (von Mr. Portnoy´s obligaten Spuckeinlagen einmal abgesehen...). Mit A Fortune In Lies und Under A Glass Moon ging es zunächst an die Anfänge der Bandgeschichte zurück ehe der Frickelgemeinde bei Panic Attack auch bei einer neuen Nummer warm ums Herz wurde. Ein erster Höhepunkt war Endless Sacrifice, das sich als echter Fanfavorit entpuppte. Nach einem leider nur geschwindigkeitsmäßig beeindruckenden Keyboard-Solo von Jordan Rudess stürzte sich die Band frisch erholt in die Scenes From A Memory-Kracher Through My Words und Fatal Tragedy, ehe der erste Set mit In The Name Of God triumphal beschlossen wurde.
Beginn und Ende des zweiten Sets bildeten Stücke von Six Degrees Of Inner Turbulence. Überzeugender kamen allerdings die damit umklammerten übrigen Songs, insbesondere Learning To Live mit einem wahrlich hörenswerten Improvisationsteil. Mit Never Enough wurde das Tempo nochmals verschärft, allerdings war der Autor dieser Zeilen wohl nicht der einzige der sich fragte, ob man so offensichtlich von Muse abkupfern darf, dass es beinahe zur Karikatur verkommt. Mike Portnoy & Co. wollen offensichtlich zeigen, dass sie alles können, nur scheinen eigene Innovationen zuletzt aus ihrem Blickfeld geraten zu sein. Es folgte Sacrificed Sons, DTs 9/11 Thematisierung dessen großartiger musikalischer Spannungsaufbau den typisch amerikanisch-patriotischen Text vergessen lässt. Danach nahmen die Jungs mit The Spirit Carrys On und Solitary Shell ein wenig das Tempo raus und ließen das Publikum ordentlich mitsingen. So richtig zur Sache ging es erst wieder bei den Zugaben. Der Train Of Thought Opener As I Am wurde nicht nur wegen John Petruccis Gitarrensolobestzeit stürmisch bejubelt, der Song gewann enorm durch die druckvolle Liveumsetzung, ebenso wie das beim Publikum nach wie vor hoch im Kurs stehende Pull Me Under.
Dream Theater präsentierten sich den 1.200 Fans in einer bemerkenswert tighten Verfassung, wenn man bedenkt, dass es sich um die erste dreistündige Show der Tour handelte. Für den Herbst lässt dies fulminante Konzerte der New Yorker erhoffen.
Setlist:
The Root of All Evil
A Fortune In Lies
Under A Glass Moon
Panic Attack
Endless Sacrifice
Keyboard Solo
Through My Words
Fatal Tragedy
In The Name of God
~~Pause~~
Overture
About To Crash
Learning To Live
Never Enough
Sacrificed Sons
The Spirit Carries On
Solitary Shell
About To Crash (reprise)
Losing Time/Grand Finale
~~Zugaben~~
As I Am
Pull Me Under
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