“A Murder Of Crows” ist das zweite Album, das der in Wien lebende US-Amerikaner Devon Graves unter dem Bandnamen Dead Soul Tribe veröffentlicht. Er liefert damit die von ihm gewohnte Qualitätsarbeit ab. Mit der kalifornischen Metal-Band Psychotic Waltz wurde Graves, damals unter dem Pseudonym Buddy Lackey bekannt, von der Kritik gefeiert. Das Debutalbum “A Social Grace” von 1991 wurde als “Platte des Jahrzehnts” gepriesen. Der kommerzielle Erfolg blieb zwar aus, die Band genoß jedoch Kultstatus und baute eine treue Fangemeinde auf. 1997 stieg Graves, der ständigen Kompromißsuche einer gemeinsam komponierenden Band müde geworden, aus. So überrascht es nicht, dass Dead Soul Tribe weniger eine Band, als ein Soloprojekt ist.
Wie schon beim selbstbetitelten Erstlingswerk, so komponierte Graves auch sämtliche Stücke von “A Murder Of Crows” selbst und spielte alle Instrumente, abgesehen vom Schlagzeug, selbst ein. Zudem zeichnete er für die Produktion des Longplayers verantwortlich, wobei er die Freiheit seines eigenen Tonstudios genießt. Erstmals konnte er so seine Vorstellungen als Komponist, Sänger und Multiinstrumentalist 1:1 umsetzen: “Meine Musik kommt von innen. Ich kann sie in allen Details hören, bevor ich überhaupt weiß, wie sie zu spielen ist. Mit der Gitarre in meinen Händen und der Aufnahme-Taste an meiner Finderspitze werde ich zum Medium zwischen meinen Ideen und eueren Ohren.” Und was unsere Ohren erreicht, ist in höchstem Maße überzeugender Prog-Rock, der weder in die Genre-Klischeefalle abgehobener Sci-Fi Texte tritt, noch sich in inhaltslosem gefrickel à la Dream Theater verfängt, sondern einen eigenständigen Sound entwickelt und mit persönlichen Texten überzeugt.
Graves unverwechselbare Stimme trägt die Songs durch die düstere Thematik, die den roten Faden des Albums bildet. Berichtete Devon auf dem letzten Album noch vom Überwinden seiner schweren persönlichen, von Selbstmordgedanken geprägten Krise, so ist “A Murder Of Crows” vom Gedanken inspiriert: “Wenn es wahr ist, dass Krähen die Seelen der Toten ins Jenseits tragen - was passiert dann mit jenen Seelen, die von Krähen getragen werden, die nicht ankommen?” Poetisch wirft Graves allerlei existentialistische Fragen auf, Antworten haben wir alle unsere eigenen zu finden. Der Sound von Dead Soul Tribe ist passagenweise vergleichbar mit jenem von Tool und A Perfect Circle, jedoch gibt sich Devon Graves weniger nihilistisch und in manchem Songaufbau etwas altmodischer bombastisch, was sich jedoch nur positiv auswirkt. Graves und Drummer Adel Moustafa zeigen sich enorm spielfreudig und dynamisch, oft aggressiv, aber auch mit einem Ohr für starke Melodien, die in den akustischen Passagen geradezu virtuos vorgetragen werden. Im epischen Track "Black Smoke and Mirrors" etwa brilliert Graves an der Flöte.
Für Abwechslung ist also gesorgt auf “A Murder Of Crows”, das all jenen ans Herz gelegt sei, die gerne mal ein Album am Stück anhören und bereit sind, sich auf eine emotionale Reise mit der Musik einzulassen.
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