Mittwoch, 27. September 2006

Porcupine Tree, München, Muffathalle, 22.09.06

Porcupine Tree und München, das ist eine Story der beständig größer werden Veranstaltungsorte. Nach New Backstage (2003) und Elser-Halle (2005) nun auf der kurzen Arriving Somewhere... Tour zum Erscheinen der ersten Live-DVD der Band also die Muffathalle.

Diesmal wagen die Mannen um den blendend aufgelegten und ungewöhnlich gesprächigen Steven Wilson ein Experiment und hauen dem Publikum gleich mal 50 Minuten bisher unveröffentliches Material (insgesamt 6 Tracks) um die Ohren, das live wohl noch etwas ausgefeilt werden soll, bevor es im Anschluss an die Tour ins Studio geht (das neue Album soll im April 2007 erscheinen). Das Experiment gelingt, die Band wird vom ersten Song an abgefeiert, die neuen Tracks zurecht begeistert aufgenommen, sind sie doch wirklich (sorry for fan-speak ;) ) sagenhaft gut, insbesondere der extralange Track 3 (etwa 17 Minuten) sticht mit seinem unwiderstehlichen Groove und dem sehr "catchy" Refrain hervor. Mit das komplexeste Material, das sie bisher angegangen sind. Hervorzuheben auch Track 6, atmosphärisch kaum zu überbieten, der hohe electronica-Anteil überzeugt. Tool meets düsterste Depeche Mode und Massive Attack. Track 1 hatte ein ziemlich crimsoides Gitarrenintro (an The ConstruKction Of Light gemahnend), und in einem Song (dem 3.?) gabs ein sehr an Phil Collins erinnerndes Drum-Pattern (I don´t care anymore ähnlich - Leute damals war er noch ein verdammt genialer Drummer!). Die neuen Stücke versprechen schon nach dem ersten Eindruck, dass das kommende Album die Vorgänger nochmals wird toppen können. Die Metal-Riffings wirken stimmiger eingebaut als bisher und die zwei kürzeren Balladen (mit Wilson am Keyboard) sprühen vor düsterem Charme.

Im zweiten Set, der die "Hits" der beiden letzten Alben In Absentia (2002) und Deadwing (2005), sowie das wunderschöne Buying New Soul vom B-Seiten-Album Recordings (2001) aufbot, war dann The Start Of Something Beautiful herausragend und einfach nur zum Abheben. Ein, man verzeihe mir die Begeisterung, unglaublich geniales Stück, atmosphärisch unterstützt von einer ebensolchen Videoprojektion. Die potentiellen Welthits Trains und Blackest Eyes durften natürlich nicht fehlen.

Man kann sich schon jetzt auf die nächste Tour im Frühjahr 07 freuen. Steven Wilson Aficionados können außerdem mit einer kurzen Blackfield-Tour (Projekt Wilsons mit Aviv Geffen) im Jänner oder Februar rechnen.

Setlist (Von den 6 neuen Songs des ersten Sets sind noch keine Titel bekannt geworden [edit: Titel eingefügt]):

1 [Fear Of A Blank Planet]
2 [My Ashes]
3 [Anesthetize]
4 [Sentimental]
5 [Cheating The Polygraph]
6 [Sleep Together]
______

Open Car
The Sound Of Muzak
Buying New Soul
Arriving Somewhere But Not Here
.3
The Start Of Something Beautiful
Trains
_______

Halo
Blackest Eyes

Montag, 19. Juni 2006

Tool, Opeth u.a. @ Nova Rock, Nickelsdorf, 17.06.06

Vorweg sei jedem abgeraten in Zukunft dieses Festival im hintersten Burgenland zu besuchen. Eine staubige Sandwüste, Boden - unbestätigten Gerüchten zufolge - mit Klärschlamm befestigt, daher unglaublicher Gestank, nicht auszudenken, wies erst bei Regen ausgesehen hätte. Verkehrsanbindung unzureichend. Ein Sicherheitsrisiko war zudem, dass der Zugang in den vorderen Wavebreaker-Bereich nicht reglementiert wurde, das war überfüllt, wie ichs noch nicht erlebt habe. Gott sei Dank hab ich mir nur eine Tageskarte besorgt.

Opeth spielten ab 16:00 auf der Hauptbühne und hatten etwa 45 Minuten. Wenig Publikum, sehr angenehm. Sie spielten 4 Songs, darunter Deliverance und The Leper Affinity. Perfekt gespielt, akzeptabler Sound. Interessant, dass sie die große Bühne nicht ausnützten und nah beisammen standen wie auf einer kleinen Clubbühne. Mikael Akerfeldt ist zwar noch immer nicht der große Kommunikator, aber etwas besser als auf der Lamentations dvd läuft das schon.

Tool kamen um 21:45 dran und hatten knapp 75 Minuten, da Guns N Roses Headliner an dem Tag waren. Daher gabs im Vergleich zum RiP Auftritt kein Rosetta Stoned zu hören.

Setlist:
Stinkfist
The Pot
Forty Six & Two
Jambi
Schism
Sober
Lateralus
Vicarious
Ænema

Da im Park nur 1 Videoscreen funktionierte, hab ich nun endlich die ganze visuelle Show mitbekommen: beeindruckend. Tool-Konzerte sind ein Gesamtkunstwerk. Insbesondere Lateralus verfehlt die hypnotisierende Wirkung nicht. Die schnell gespielte Bridge in Schism tut dem Song sehr gut.
Tool sind in Österreich noch immer ein ziemlicher Geheimtipp, obwohl sie mit 10.000 Days auf Platz 1 in die Charts eingestiegen sind und sich 3 oder 4 Wochen in den Top 10 gehalten haben. Aber dafür genügen heutzutage ja schon wenige tausend verkaufte CDs. Daher waren die meisten Leute vor der Bühne in Erwartung von GNR nach vorne gedrängt was gegen Ende des Tool Sets ziemlich unerträglich wurde. Ohne Zugangsbeschränkung verliert ein Wavebreaker vor der Bühne seinen Sinn. Dickes Minus für Veranstalter & Security. MJK kündigte an, dass sie im November wieder kommen werden, freue mich, Tool dann endlich in einem nicht-Festival-Umfeld geniessen zu können.

Weiters gabs an diesem Tag Apocalyptica, deren beste Momente nach wie vor die Metallica-Cover sind, ihr eigenes Material kam sehr eintönig daher. Oomph! fand ich ganz witzig, aber die von ihnen beeinflussten Rammstein sind besser. Direkt vor Tool musste ich die Bloodhound Gang ertragen, die beim sehr jungen Publikum toll angekommen sind. Kommerz-Festival-Besucher-Niveau eben.
Auf Guns N´Roses hatte ich mich aus nostalgischen Gründen sehr gefreut, waren sie doch Anfang der 90er eine echte Lieblingsband von mir. Axl Rose ist stimmlich nicht in allerbester Verfassung, aber die Songs von Appetite... kommen immer noch gut. Die neuen Songs zünden nicht wirklich, mit einer Ausnahme (ich glaube "Better"). Sehr negativ waren lange Pausen zwischen den Songs und die vielen Gitarrensoli in den Umziehpausen für Herrn Rose, auch wenn mit Robin Finck und vor allem Ron "Bumblefoot" Thal jetzt bessere Gitarristen zur Band gehören als in der klassischen Besetzung.

Sonntag, 15. Januar 2006

Top Alben 2005

Die letzte Sendung des Jahres, dient, wenig originell, normalerweise auch bei Garden Of Dreams dem Rückblick auf die Highlights des Jahres.

Da die Sendung im Dezember wegen unvorhersehbarer Umstände entfallen musste, gab es diesmal keine Jahresrückblickssendung. Die Top-Alben 2005 aus meiner Sicht möchte ich Euch trotzdem nicht vorenthalten:

1) Porcupine Tree - Deadwing
2) Opeth – Ghost Reveries
3) Oceansize – Everyone Into Position
4) Indukti – S.U.S.A.R.
5) Amplifier – s/t
6) Riverside – Second Life Syndrome
7) Van Der Graaf Generator - Present
8) RPWL – Start The Fire
9) Coldplay – X&Y
10) Adrian Belew – Side Two

Dienstag, 3. Januar 2006

Tuner - Totem

Pat Mastelotto und Markus Reuter sind am besten bekannt durch ihre Arbeit mit King Crimson bzw. Centrozoon. Als „Tuner“ veröffentlichten sie 2005 ihr erstes gemeinsames Album, totem. Die Zusammenarbeit der beiden Musiker entwickelte sich über einen längeren Zeitraum, in dem sie gegenseitig musikalische Ideen per e-mail austauschten, ehe sie sich im März 05 für 10 Tage in Mastelottos Studio einsperrten und drauflosimprovisierten. Das Album steht klar in der Tradition der King Crimson – ProjeKcts, insbesondere P3, das wie totem durch Mastelottos cut & paste Arbeit im Studio geprägt war. Ähnlich Mastelottos Projekt mit Trey Gunn, TU, bietet das Album touch-guitar-soundscapes (hier von Reuter), unterlegt von starker Rhythmusarbeit Mastelottos der zu den elektronischen auch die akustischen Drums ausgepackt hat und teilweise wunderbar drauflosholzt. Immer wieder bricht es auch aus Reuter heraus und die Soundscapes verwandeln sich in Noise-Gewitter gepaart mit auf- und absteigenden Akkord-Abfolgen. Teilweise funkig-tanzbar, setzt es konterkarierend breaks und Rhythmuswechsel. Electronica meets Rock meets Avantgarde. Totem entzieht sich eigentlich jedweder Kategorisierung und ist eine Platte, die sich richtig lohnt.
Erhältlich über Burningshed.